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Matthias Zahn

Angebote jenseits der "Ferien auf dem Bauernhof"-Idylle

Matthias Zahn
Matthias Zahn
© Daniel Delang
Matthias selbst blickt auf eine lange bäuerliche Tradition zurück: Sein Familienbetrieb besteht seit dem 17. Jahrhundert – aber er ist kein Nostalgiker. Er weiß, dass sein Hof nur überleben kann, wenn er auch mit der Zeit geht. Vor dieser Anpassung an die Realität hat Matthias Zahn keine Angst und gestaltet tatkräftig den Hof. Ein Melkautomat war nach der Umstellung auf Bio 2015 die nächste Anschaffung für die 60 Milchkühe. Die Technisierung und Digitalisierung hält so auch auf bäuerlichen Betrieben Einzug. »Ich schaue mir Statistiken an, und Kühe mit seltsamem Verhalten oder unüblichen Werten in der Milch besuche ich dann in der Herde.« Matthias kann ins Programm eingeben, welche Kuh er sich genauer anschauen möchte, der Melkroboter ruft ihn dann an, sobald die Kuh gemolken wird. Dann hat er zehn Minuten Zeit in den Stall zu kommen. Genau so lange hält der Roboter die Kuh im Melkstand. Die Arbeit und der Kontakt mit den Kühen hat sich zwar verändert, ist aber nicht unbedingt weniger geworden. Der Kontakt zum Tier ist ihm noch genauso wichtig wie vorher und die Zeit, die vorher mit Melken draufging, die verbringt er heute gerne damit, die Tiere zu kraulen und so eine Beziehung zu ihnen herzustellen. Und in der Tat: Zutraulich wirken die Tiere, als Matthias fürs Foto auf die Weide geht.

Auch andere Umstände auf dem Hof sind alles andere als gewöhnlich. So arbeitet seine Frau Kristin als Ärztin in Weiden. »Einerseits nimmt es Druck raus, wenn die Frau selbst arbeitet und Geld verdient, andererseits bedeutet es für den Hof auch eine Umstellung.« Die Eltern sind noch im Betrieb und zusätzlich unterstützen eine festangestellte Kraft und ein Minijobber das Team auf dem Hof.

Daneben findet Matthias auch noch Zeit, sich im BDM Tirschenreuth als Teamleiter zu engagieren. Der ständige Wachstumszwang ist ihm fremd – und dass strukturelle Probleme auf herkömmliche Art und Weise nur mit der Gießkanne mittels Subventionen und öffentlichen Geldern gelöst werden, geht ihm gehörig gegen den Strich. Eine ehrliche Preisgestaltung wäre ihm da allemal lieber. Denn nur so wird der Wert der bäuerlichen Leistungen auch wirklich geschätzt.
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