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Ernährungswende im oberen Werntal

Hülsenfrüchte machen's möglich

Projekte: Bio von hier?! Bezugsquellen im Oberen Werntal, Perspektive Ökolandbau?, Ökolandbau erleben
Interessierte hören zu, was Udo Rumpel, Werner Vogt-Kaute und Liane Regner über den Anbau von Hülsenfrüchten erzählen
Felderbegehung bei Bio-Landwirt Udo Rumpel
© Anja Scheurich
Am Montagabend, 20.9.2021, kamen auf Einladung von Anja Scheurich von der Öko-Modellregion Oberes Werntal eine bunte Mischung aus Landwirt*innen, Verwaltungsbediensteten, Verarbeiter*innen und interessierten Verbraucher*innen zusammen, um sich auf den Feldern von Biobauer Udo Rumpel in Werneck-Mühlhausen über den Anbau von Hülsenfrüchten zu informieren. Rumpel berichtete den interessierten Besucher*innen von seinen Erfahrungen mit Platterbsen, Kichererbsen und Soja. Landwirt und Naturland-Fachberater Werner Vogt-Kaute, der seit vielen Jahren in diversen (Forschungs-)Projekten rund um Leguminosen für die menschliche Ernährung involviert ist, gab weitere wertvolle Hintergrundinfos zu Sorten, Züchtung und Krankheiten.

Seltenheit: Platterbse als Hauptfrucht
Besonders spannend für die Teilnehmenden war, dass Rumpel die Platterbse, die normalerweise als Zwischenfrucht angebaut wird, als Hauptfrucht kultiviert: Zusammen mit Hafer als Stützfrucht erzielt er so Erträge von 20-30dt/ha. Momentan werden seine Platterbsen hauptsächlich als Zwischenfruchtsaatgut vermarktet. Vogt-Kaute und Rumpel sehen aber generell Potential, die Platterbse züchterisch weiterzuentwickeln, sodass zukünftig ein Markt für Platterbsen in der Humanernährung entstehen könnte. Neben in Deutschland angebauten Erbsen gewinnen auch Ackerbohnen immer mehr an Bedeutung für die Lebensmittelherstellung.

Schwieriges Jahr für Kichererbsen
Rumpels Kichererbse konnten im Ausnahmejahr 2021 alles andere als unter Optimal-Bedingungen wachsen: Die hohe Feuchtigkeit ließ den Pilzdruck steigen und erschwerte die Ausbildung von Hülsen. Trotzdem wird Rumpel eine Ernte erzielen. Die prognostizierte vermehrte Trockenheit durch den Klimawandel wird den Anbau in den nächsten Jahren wohl weiter begünstigen.

Reduktion des Fleischskonsum durch Hülsenfrüchte
Neben Linsen, Kichererbsen, Lupinen aus Deutschland erfährt vor allem der heimische Sojaanbau ein starker Aufwind. Laut Liane Regner von der Naturland Marktgesellschaft seien Landwirt*innen hierfür stark gesucht. Wichtig zu beachten beim Sojaanbau sei die gewissenhafte Kontrolle und Bekämpfung tropanalkaloidhaltiger und somit giftiger Pflanzen im Feld, da Verunreinigungen des Ernteguts nur bedingt behoben werden können. Die Soja-Ernte von Landwirt Udo Rumpel wird auch dieses Jahr wieder als Saatgut vermarktet werden – damit hoffentlich viele andere Landwirt*innen sich für den Sojaanbau entscheiden. Dies könnte der Bevölkerung ermöglichen, ihren Fleischkonsum weiter zu reduzieren, um verstärkt auf Tofu, Sojamilch und co. zurückzugreifen.

Köstliche Aufstriche
Im Anschluss konnten sich die Teilnehmenden an Kostproben erfreuen: Beate Rumpel und Christoph Kruppa (Mitinitiatorin bzw. zukünftiger Koch des sich im Aufbau befindenden Unverpacktladens mit Bistro Werneck) zeigten, was sich alles aus Hülsenfrüchten zaubern lässt: Köstliche Linsenburger und Aufstriche aus Kichererbsen, Linsen und Platterbsen sind nur eine kleine Auswahl aus dem vielfältigen Verwendungs-Repertoire der Hülsenfrüchte.

Zum Pressebericht "Hülsenfrüchte für den Brotaufstrich" von Silvia Eidel für die Mainpost geht's hier.
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