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Exotisches auf Allgäuer Bio-Feldern

Anbauversuch der Schwarzen Bohne lockt viele Interessierte aufs Feld

Projekte: Bio-Ackerbau, Ökolandbau erleben
Gemeinsame Feldbegehung der Schwarzen Bohne
Gemeinsame Feldbegehung der Schwarzen Bohne
© Rebecca Schweiß
Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen, Linsen, Lupinen, Soja und Co. werden immer beliebter. Es gibt sie in einer großen Vielfalt und in vielen Farben von weiß über gelb, rot, grün bis hin zu schwarz. Die Schwarze Bohne ist ein exotisches Beispiel unter den Hülsenfrüchten. Sie hat ihren Ursprung in Mittel- und Südamerika und ist dort für eine ausgewogene Ernährung unverzichtbar. Aufgrund der Übernahme von Nahrungsgewohnheiten anderer Kulturen, findet man die Schwarze Bohne immer öfters auch auf deutschen Tellern. Zum Beispiel in würzige Suppen und Eintöpfen, in mexikanischen Burritos, als Bohnenreis oder zu Tempeh verarbeitet.

Tempeh und wie es zu dem exotischen Anbauversuch kam
Aber was genau ist eigentlich Tempeh? Bei der Herstellung von Tempeh werden ganze Bohnen mit einem ausgewählten Edelschimmel fermentiert. Das Fermentationsprodukt ist eine seit Jahrhunderten geschätzte Spezialität aus Indonesien. Die Tempeh Manufaktur aus Markt Rettenbach im Unterallgäu verarbeitet Soja, Lupinen und Schwarze Bohnen in Bio-Qualität zu dieser veganen Spezialität. Im Gegensatz zu Lupinen und Soja, gibt es für Schwarze Bohnen keine Bio-Erzeuger aus Deutschland. Die Bohne muss einen weiten Weg von China bis ins Unterallgäu zurücklegen, wo sie anschließend verarbeitet wird. Das Interesse Bio-Schwarze Bohnen aus Deutschland bzw. aus der Region zu beziehen, ist daher groß. Aber kann der Anbau von Schwarzen Bohnen im Allgäu gelingen? „Geht nicht, gibt`s nicht“, dachten sich zwei Bio-Landwirte und starteten mit Unterstützung der Öko-Modellregion einen Anbauversuch. Das Ziel ist es durch den Anbau der Schwarzen Bohne die Lücke in der regionalen Wertschöpfungskette zu schließen und gleichzeitig die Vielfalt auf dem Acker zu erhöhen. Weiterhin sollen durch diese Nische neue Absatzmöglichkeiten entstehen und somit der Ökolandbau in der Region gestärkt werden.

Die Schwarze Bohne im Allgäu
Rund 40 Interessierte folgten der Einladung der Öko-Modellregion Günztal auf das Feld von Bio-Landwirt Konrad Specht, bei Oberkammlach, um sich den Anbauversuch aus nächster Nähe anzuschauen. Auf 1,5 Hektar wurden Ende Mai Bio-Schwarze Bohnen ausgesät. Da es für Saatgut ebenfalls kaum Bezugsquellen gibt, wurde Speiseware für die Aussaat verwendet. Fachberater der Bio-Anbauverbände Bioland und Naturland sowie die Expertin Carina Bichler des Demonstrationsnetzwerks Erbse/Bohne, teilten mit den interessierten Besucherinnen und Besucher ihr Wissen und bewerteten den Bohnenbestand. Auch die erste Vorsitzende Thea Zedelmeier des Vereins Förderer der Gartenkultur e.V. aus Illertissen, brachte ihre Kenntnisse und Erfahrungen mit ein. Obwohl Speiseware ausgesät wurde, sind die Bohnen relativ gut aufgegangen und die Knöllchen an den Wurzeln zeigten, dass die Pflanzen aktiv sind. Die Knöllchen entstehen durch eine Symbiose zwischen Wurzeln und Bakterien. Dadurch ist die Schwarze Bohne, wie auch andere Leguminosen, in der Lage, Stickstoff aus der Luft zu binden und für sich und nachfolgende Pflanzen als Nährstoff verfügbar zu machen. Herausforderungen wurden in einer rechtzeitigen Abreife der Bohnen und der Erntetechnik gesehen. Da die Schwarze Bohne eine sehr dünne Schale besitzt, muss sie schonend geerntet werden, um diese nicht zu zerbrechen. Nach dem Motto „Probieren geht über Studieren“ ist Konrad Specht den Anbauversuch angegangen und nimmt bereits eigene erste Erfahrungen sowie die Empfehlungen der Experten, als Verbesserungsmöglichkeiten für das nächste Anbaujahr mit.
Die weitere Entwicklung der Bohne und die Ernte werden zeigen, ob dieses Jahr bereits eine ersten Probeverarbeitung durch die Tempeh Manufaktur möglich ist.

Mit diesem experimentierfreudigen Anbauversuch ist man dem Ziel einen kleinen Schritt näher, Wertschöpfungsketten in der Region zu stärken.
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