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Reisetagebuch: 30 Tage 100% bio-regionale Ernährung

Projekt: Bewusstseinsbildung
Öko-Modellregionen
Öko-Modellregionen
© Michael Rittershofer
Unser Projektmanager Michael nimmt uns im Rahmen des Kurses „Klimafreundlich Leben“ mit auf eine herausfordernde Reise: er möchte sich 30 Tage lang zu 100% mit bio-regionalen Produkten ernähren.

Wie klappt das mit Kindern? Was sagt Michaels Frau dazu? Begibt sie sich sogar mit auf die Reise? Und wie gut lässt sich Michaels Idee an einem arbeitsintensiven Tag im Büro umsetzen?
Wir dürfen an dieser spannenden Reise teilnehmen und erfahren wie es Michael in den kommenden vier Wochen Tag für Tag geht und welchen Herausforderungen er sich im Alltag stellen muss.
Vielleicht lassen wir uns ja sogar von dem ein oder anderen "einfachen" Gericht inspirieren und gehen Michaels Weg ein kleines Stück mit...

Der Vortag der Reise, 19. Juni
Im Rahmen des Kurses „Klimafreundlich Leben“ habe ich mir zur Aufgabe gesetzt, einen Monat lang mich zu 100% mit Biolebensmitteln aus der Region zu ernähren. Ich habe beschlossen, diese Reise am 20. Juni zu beginnen. Schon am Tag vor meiner „Abreise“ bereue ich es schon, mein Reiseziel nicht näher definiert zu haben. Mann, oh Mann: 100% regional, das geht ja gar nicht. Beispiel Gewürze: Bis auf das, was bei uns im Garten wächst, wie Petersilie, Schnittlauch, Borretsch, Liebstöckel, Thymian, werde ich wohl kaum etwas finden, was aus der unmittelbaren Region stammt. Also nur bedingt würzen: Kein Pfeffer, kein Paprika, kein Curry? Wie ist es mit dem Salz? Mein Ur-Salz, naturbelassen, unjodiert, kommt von einer Firma am Bodensee. Das Salz hierfür wird bergmännisch abgebaut in mehreren 100 Meter Tiefe, irgendwo in Deutschland. Um zu meiner nächsten mir bekannten Salzquelle, Bad Reichenhall, zu kommen, reichen 100 km auch nicht aus. Und klar, wenn ich mir ein Brot kaufe, verwendet der Bäcker auch kein Salz aus eigenem Anbau, ebenso wenig wie den Leinsamen, die Sonnenblumenkerne, den Kümmel und so weiter.
Was also tun? Wo setze ich eine vernünftige Grenze?
Heute Mittag gibt es übrigens Milchreis. Wir haben noch über einen Liter Milch im Kühlschrank, die dringend weg muss. Milch von einem Biolandhof 1 Kilometer entfernt von mir zu Hause. Der Demeter-Milchreis kommt von der Spielberger Mühle in der Nähe von Heilbronn. Der Rundkornreis, der hier verarbeitet wurde, stammt aus Italien. Heute passt es noch, morgen nicht mehr. In einem ähnlich gelagerten Fall müsste es dann beim nächsten Mal Pfannkuchen geben aus eigenen Eiern und TAGWERK-Mehl oder Griesbrei mit TAGWERK-Weizengries.

20. Juni, Tag 1 der Reise
Wie anfangen? Was kochen? Gar nicht so einfach, nur regional. Und dann noch die ganze Familie mitnehmen. Ohne Fleisch und Wurst, das hatte ich schon einmal erfolgreich probiert. Aber alles aus der Region? Nicht aus Deutschland oder Bayern, sondern nur aus den unmittelbaren Nachbarlandkreisen? Der Einkauf im Biomarkt heute war ganz schön mühsam. Wie schön, dass ich nicht ganz alleine bin. Meine älteste Tochter, 24, hat mich erlöst: Heute gibt es Tortillachips überbacken mit Tomaten-Dip und Käse. Dazu Salat. Was für ein Glück, dass der Kurs Corona bedingt nicht schon im März begonnen konnte: Die Tomaten sind schon aus der Region, der Salat, die Kräuter und der Knoblauch aus dem eigenen Garten. Statt Olivenöl gibt es zu Salat und Tomaten das gute TAGWERK-Sonnenblumenöl aus dem Vilstal. Ich bin ehrlich: Keine so ganz leichte Umstellung weg von der Olive! Und die Tortillachips sind nicht aus der Packung, sondern selber gebacken. Erst in der Pfanne, dann im Backrohr, anschließend mit Tomaten und Käse, Glonntaler von der Käserei Stadler, überbacken. Sau lecker. Übrigens: Die selber gemachten Chips sind besser als die gekauften. Wer mag das Rezept? Dazu braucht es nur Mais- und Weizenmehl. Beides gibt es von Bauerhöfen aus unmittelbarer Nähe. Vielen Dank, Charlotte, für zwei Stunden Küchenarbeit.

21. Juni, Tag 2 der Reise
Sich auf regionale Zutaten zu beschränken heißt nicht, dass man immer improvisieren muss. Heute gibt es Spargel vom Biolandhof Keil aus Kelheim. Dazu Kartoffeln vom Biohof Lex aus Emling bei Erding, Schinken von der TAGWERK Biometzgerei und eine super Hollandaise von eigenen Eiern. Die Butter, die es für die Hollandaise braucht, ist ein Grenzfall. Die Molkerei Scheitz liegt gerade noch im Radius, deren Milchlieferanten natürlich nur teilweise. Aber Bio-Butter von Hofmolkereien ist wohl nicht so einfach. Sahne, Quark und Joghurt wäre da schon leichter.

22. Juni, Tag 3 der Reise
Heute wurde der Kühlschrank geplündert und das aufgewärmt, was wir am Wochenende übrig gelassen haben. Die restlichen überbackenen Chips, Kartoffeln mit Butter, noch ein paar Spargelstangen. Schnelle Küche, trotzdem lecker.

23. Juni, Tag 4 der Reise
Auf dem Speiseplan am 4. Tag der Reise steht Chili ohne Carne und ohne Chili. Eben kindergerecht. Die Bohne ist eigentlich eine uralte Kulturpflanze in unseren Breiten, aber leider kaum mehr vertreten auf unseren Feldern. Die regionale Bohne ist sozusagen ein Exot in den Regalen des Einzelhandels. Wenn man z.B. auf die Herkunftsangabe auf den Packungen bei Kidneybohnen schaut, kommen diese meist aus fernen Ländern, oft aus China. Aber Gott sei Dank gibt es auch bei uns noch vereinzelt Betriebe, die sich Kulturen wie Bohnen oder Linsen annehmen. Der Franz Obermeyer aus Tengling zum Beispiel und der Biohof Lex bei Erding. Die Regioware ist zwar für dieses Jahr schon wieder aus, ich habe bei mir im Vorratskeller aber noch eine alte Packung gefunden und sofort verarbeitet. Mit dazu: Bund-Karotten und Tomaten regional, Sonnenblumenöl regional zum Andünsten. Aus dem eigenen Garten kommen die Zwiebeln und der Knoblauch. Dazu Brot und Knoblauch-Butter, bio-regional, versteht sich. Für die, die es scharf wollen, kommt noch getrocknetes Chili („rote Teufelchen“) auf den Tisch, auch aus dem eigenen Anbau. Ich habe gleich einen ganzen Topf vollgemacht, denn, Corona lässt grüßen, in den nächsten Tagen sind die Kinder allein zu Hause, „Schule daheim“, die Eltern in der Arbeit. Da soll dennoch etwas auf dem Tisch stehen.

24. Juni, Tag 5 der Reise
Die Bürotage sind, was die bio-regional Versorgung angeht, die einfachsten. Eigentlich. Denn auf dem Speiseplan steht hier normalerweise eine gute Biobrotzeit, das meiste aus der Region. Aber eben auch nicht alles. Und da wird es nun schwierig. Folgende Situation: Corona bedingt ist das Büro, in dem bis zu sechs Personen arbeiten, weitgehend verwaist. Der Kühlschrank ist sehr spärlich besetzt, aber eben auch nicht leer. Regional sind Brot und Butter, der süße Senf, die Eier. Die Marmeladen sind selber gemacht, der Zucker darin ist aber ebenso wenig aus der Nähe wie der vegane Brotaufstrich, der angebrochen ist, und erfahrungsgemäß nicht länger wie eine Woche genussfähig bleibt. Was tun? Ich wähle zu Brot und Butter ein Ei, den regionalen Senf (natürlich nicht aufeinander) und auch den veganen Brotaufstrich, da ich Sorge habe, dass dieser sonst ungegessen auf der Strecke bleibt. Wie hättet Ihr entschieden?

25. Juni, Tag 6 der Reise
So ein Büroalltag ist kein einfacher. Viele Themen, Aufgaben, Ansprüche, die parallel laufen und die alle gleichermaßen befriedigt werden wollen. Schnauf!! Da heißt es mich durchkämpfen, und wenn es mal dick kommt, zu legalen Drogen greifen: Die Schoki. Aber meine Schublade ist leer und sie bleibt es noch die nächsten Wochen. Schokolade ist nicht regional, ebenso wie Gummibärchen, Eis und manches mehr. Auf was für eine Fastenaktion habe ich mich denn da eingelassen? Einen Trost gibt es allerdings für mich und das ist ein Kasten, der bei mir im Büro und auch daheim steht: FitAmInn von der Brauerei Unertl aus Mühldorf, ein biologisches Malzgetränk. Ohne Alkohol, dafür mit Apfelsaft und Kräutern. Radler ähnlich, für mich und meine Kollegin Rosa mit Suchtcharakter. Das Schöne daran: Die allermeisten Zutaten kommen tatsächlich aus der unmittelbaren Region: Das Wasser wird einem hauseigenem artesischen Tiefbrunnen entnommen, das Getreide und der Apfelsaft kommen von TAGWERK-Betrieben. Da habe ich extra beim Wolfgang Unertl noch einmal nachgefragt.

26. Juni, Tag 7 der Reise
Hatte ich nicht schon einmal erwähnt, dass es gut ist, mit meinem Essensprojekt in der Familie nicht allein zu sein? Ich überlege mir gerne im Vorhinein, was es zu Essen geben könnte. Aber in einer vollen Arbeitswoche tue ich mich da schwer. Abends schnell noch in den Biomarkt und dann wieder die quälende Frage: Was soll es denn morgen zu Essen geben? Mein Kopf leer und müde. Da ist es oft leichter, spontan die Speis zu plündern, schnell eine Packung Spaghetti und eine Flasche Tomatenpolpa aus dem Regal zu nehmen, um Nudeln mit Tomatensauce zu kochen. Oder Reis mit einer Sauce aus Gemüse, entsprechend dem Angebot, das der Kühlschrank und der Garten gerade hergibt. Heute ist es anders: Gestern Abend hat mir meine Älteste eine Handynachricht mit einem Essensvorschlag incl. einer Einkaufsliste geschickt. Das ist natürlich echter Luxus. Auf dem Speiseplan steht dementsprechend heute: Selber gemachte Cevapcici mit Tsatziki aus dem hervorragenden Höhenberger Naturjoghurt (ungerührt mit Sahnehäubchen!) und eigenem Knoblauch. Das Hackfleisch ist natürlich auch von Biobetrieben aus der Region. Das müsste ich eigentlich gar nicht mehr dazu sagen.

27. Juni, Tag 8 der Reise
Heute wurde gegrillt. Ganz ohne Weber. Und ganz ohne Grillkohle aus Regenwäldern. Die Grillschale ist das Unterteil von einem Pufferspeicher für Heizungsanlagen. Henkel und Füße drangeschweißt. Fertig. Hergestellt von einer Solarfirma in Moosburg. Der Grillrost und das Dreibein für die Aufhängung haben wir nicht im Baumarkt für 35 Euro (mit einem Wert von höchstens 4,34 Euro) gekauft, sondern haben sie anfertigen lassen vom Hans Söhl, Metallverarbeiter in Obertaufkirchen und Mitstreiter in der Öko-Modellregion Mühldorfer Land. Zugegeben: Ganz so günstig wie im Baumarkt war die Konstruktion nicht. Aber jedes Mal, wenn wir an unserem neuen Grill vorbei gehen, freuen wir uns daran. Stabil, funktioniert super, einfach etwas Ordentliches. Und gebaut von Menschen, die wir kennen. Handwerker aus der Region. Nicht ein Billigklump von irgendwo.
Zum Heizen verwenden wir getrocknetes Schnittgut aus dem eigenen Garten. Schnittgut, das wir für das Hochbeet nicht brauchen, wandert auf die Grillschale.

28. Juni, Tag 9 der Reise
Vor lauter Söhl-Grill-Begeisterung habe ich ganz vergessen zu sagen, was gestern auf den Grill kam. Eingelegte Zucchini aus dem eigenen Garten, marinierte Regio-Tomaten und Hummeler TAGWERK-Bratwürstl. Die Beilagen von gestern gab es heute noch einmal. Den Nudelsalat, mit Nudeln aus dem Allgäu vom Dinkelnudel Moser (gerade noch in der Region), Tomaten und Gurke. Das Maisglas blieb heute geschlossen, ebenso die Olivenölflasche. Dafür mit TAGWERK Sonnenblumenöl, Apfelbalsamessig vom Huber Sepp aus Wurmsham und Holunderbeerbalsamico von Kreitmairs aus Rudelzhausen. Die Kartoffeln für den Kartoffelsalat sind noch von der alten Ernte (vom Biohof Lex aus Emling bei Erding). Schon etwas in die Jahre gekommen zwar, mir aber immer noch lieber als die eher faden Frühkartoffeln.

29. Juni, Tag 10 der Reise
Das ist für mich Sommer: wenn die Zucchinis frisch aus dem eigenen Garten kommen. Ich liebe sie aufgeschnitten in dünne Scheiben, bestrichen mit frischem Knoblauch (auch aus dem Garten) und Öl (normal Olive, jetzt halt Sonnenblume), im Backrohr gegrillt und dann als Beilage zum Essen gegeben. Oder, wie heute, einfach auf die Nudeln. Luxus pur. Hätte ich die freie Wahl, würde ich dazu Spaghetti wählen. Diesmal waren es TAGWERK-Spirelli. Auch gut.

30. Juni, Tag 11 der Reise
Sitzungstag. Termin in Mühldorf. Den ganzen Vormittag. Um 13 Uhr ist Schluss. Was tun mit dem Hunger? Normalerweise würde ich jetzt zur Bio-Genussküche im Feinsinn gehen. Corona würde es sogar wieder erlauben. Aber erlaubt es auch meine Bio-Regio-Reise? Natürlich ist dort alles Bio, aber wie ist es mit regional? Spaghetti mit gebratenen Austernpilzen: Spaghetti? Austernpilze? Ich hole mir stattdessen an der Brottheke doch lieber Semmel und Breze, dazu noch aufgeschnitten TAGWERK-Wurst und -Käse und setze mich in die Sonne. Ich merke, ich bin mir unsicher. Aber das bin gerade ziemlich häufig, wenn es ums Essen geht.

1. Juli, Tag 12 der Reise
Sitzungstag. Wieder den gesamten Vormittag. Wie ist es eigentlich mit den Sitzungsgetränken? Dieser Gedanke kommt mir erst, als es schon zu spät ist. Die konventionelle Apfelsaftschorle lasse ich sowieso stehen und wähle das Mineralwasser. Aber wo die herkam, habe ich keine Ahnung.
Beim zweiten Termin bin ich da schon aufmerksamer und dann auch beruhigt als der Obermeier Gust mir erzählt, dass das Wasser von seinem eigenen artesischen Brunnen stammt, aus 90 Meter Tiefe. Das passt also.
Daheim gibt es Griesnockerlsuppe und Blumenkohl mit angebratenen Semmelbröseln. Bis auf die Gemüsebrühe ist alles bio-regional: TAGWERK-Weizengries, Bröseln aus alten Semmeln, TAGWERK-Blumenkohl, Butter. Schnittlauch und Eier gibt es aus eigenem Anbau. Beides natürlich nicht zertifiziert. Unsere Hühner werden aber zu 100% Bio gefüttert. Das Legehennenalleinfutter kommt vom Biohof Lex. Dazu gibt es Wurst- und Käseabfälle aus dem TAGWERK BioMarkt.

2. Juli, Tag 13 der Reise
Tag 13 der Reise. Ein Fazit meiner Bemühungen will ich noch nicht ziehen. Aber eines ist klar: 100% Bio, wenn es überhaupt geht, muss man stabsmäßig planen. Das zeigt sich heute wieder. Gedankenverloren bin ich wieder zur Arbeit losgefahren. Heute bin ich den ganzen Tag Referent auf einem Bio-Feldtag. Start: 10 Uhr, Ende gegen 17 Uhr. Und dazwischen? Ich meine: Was gibt es zum Essen? Ich hätte mir daheim Brote schmieren sollen. Dafür ist es aber jetzt zu spät. Unterwegs hole ich mir bei einem TAGWERK-Bäcker wenigstens noch Brezen, bio-regio.
Auf dem Feldtag kommt gegen Mittag die Pizza-Feuerwehr. Ein Feuerwehrwagen mit eingebautem Pizzaofen. Wir bekommen alle Pizza. Mein Gefühl: Zwiespältig. Bio? Ich glaube schon. Regional? Keine Ahnung. Was tun? Was würdet Ihr tun? Ein Veggi-Pizzastück habe ich mir geben lassen. Aus der Sicht meines Reisevorhabens war das natürlich nicht in Ordnung. Beim Trinken greife ich zum Adelholzner (gerade noch regio, stelle ich fest). Das Bio-Bier, regio, würde mich jetzt töten. Schorlen und Mixgetränke kenne ich nicht, und lasse sie deshalb lieber stehen.

3. Juli, Tag 14 der Reise
Heute ist alles wieder ganz einfach: Resteessen. Es waren noch gekochte Nudeln übrig, die ich mit Regio-Schinken und Regio-Sahne aufmotze. Dazu den restlichen Blumenkohl von vorgestern und Salat aus dem eigenen Garten, mit Kräutern aus dem eigenen Garten, mit Öl und Essig aus der Region. Heute bin ich bio-regio-clean.

4. Juli, Tag 15 der Reise
Die Hälfte der Strecke liegt nun hinter mir. Vielleicht doch Zeit für ein kleines Zwischenfazit. Ich bin sicher: Wenn mein Projektziel Teil von der ehemaligen Sendung „Wetten das..?“ (erinnert Ihr Euch noch?) gewesen wäre, wären die Buchstaben schon längst unter diesem quietschenden Geräusch in sich zusammengefallen, die Wette wäre verloren. Ein mitleidiges Schulterklopfen. Mehr nicht. Aber hier geht es nicht um eine Wette, sondern ein Sich-auf-den-Weg-machen für ein klimafreundlicheres Leben: Mehr Klarheit gewinnen, Möglichkeiten und Grenzen ausloten, tragfähige Wege finden. Deshalb: Aufhören gilt nicht. Und so gilt es für jeden, auch für mich, immer wieder neu Dinge auszuprobieren, um doch kleine oder auch größere Änderungen im Verhalten am Ende umzusetzen.
Beim Mittagessen waren meine Jüngste und ich heute nur zu zweit. Es gab den vorerst letzten Salat aus dem eigenen Garten, mit einer guten Kräutervinaigrette aus Zwiebelgrün, Borretsch und Liebstöckel. Dazu ein Käse-Tomaten-Gurken-Baguette mit Öl und Balsamico. Valerie meinte, dass das Käse-Baguette mit Sonnenblumenöl auch gut schmecke, auch wenn man das Gefühl hätte, es fehle irgendetwas. Zum Trinken: Leitungswasser und eigenen Apfelsaft. So kann es in die zweite Hälfte gehen.

5. Juli, Tag 16 der Reise
Heute ist Feiertag: Wir feiern den Abschluss der Prüfungen an der Berufsoberschule von unserem Zweiten. Dazu lagert seit einiger Zeit eine Bio-Regio-Ente im Gefrierschrank. Und nachdem Philipp gelernter Koch ist, gibt es heute ein richtiges Festessen. Die Ente vom Biohof Graf in Kögning. Die Gewürze soweit wie möglich aus dem Garten, aber eben nicht alle. Die Kartoffeln für die Knödel stammen vom Biohof Lex. Das Blaukraut gibt es Gott sei Dank auch schon aus der Region. Die Zwiebeln zum Andünsten aus dem Garten.
Ein großes Thema, neben Salz und Gewürzen, ist der Zucker. Der ist ja auch überall dabei. Ins Festessen kam er heute in Form von Johannisbeergelee zum Verfeinern ins Blaukraut. Die Johannisbeeren sind aus dem eigenen Garten, die Stärke zum Andicken und eben der Zucker nicht. Wieder ein Verstoß gegen die 100%-Regelung, wenn man es genau nimmt. Für das Süßen könnte man statt Zucker Bio-Honig aus der Region nehmen. Aber werden die Bienen nicht auch mit Zuckerlösungen gefüttert?

6. Juli, Tag 17 der Reise
Heute kurz und knapp: Es gab die Reste von gestern. Kein großes Überlegen und Gedankenmachen. Und besonders angenehm, an dem weiter zu essen, was gestern schon so lecker war.

7. Juli, Tag 18 der Reise
Mieze Schindler. Sie ist verhältnismäßig klein, tief rot und wunderbar süß. Die Gourmets unter den Erdbeerfreunden werden sie kennen und lieben. Ein bisschen wie Walderdbeeren im Geschmack, nur eben größer und im Garten vorkommend.
Eigentlich hatten wir für dieses Jahr die Erdbeeren schon abgeschrieben. Wir haben einfach den richtigen Zeitpunkt verpasst, uns Erdbeeren zu besorgen. Und dann ist die Saison ganz schnell rum. Überraschend kam dann noch das Angebot von Freunden, wir könnten in Ihrem (ziemlich großen) Garten Erdbeeren pflücken. Sie hätten schon genug gehabt. Und dann standen wir in der Mieze Schindler, hoch gewachsen, immer noch mit vielen vollreifen Früchten, sehr süß und fruchtig. Wir haben zwei Schüsseln fast voll bekommen. Und noch am selben Abend zu Marmelade verarbeitet. Mit Zucker und Stärke. Da ist er wieder, der Haken, das Aber, das Nichthundertprozentige.
Zucker, und Stärke vermutlich auch, sind hoch verarbeitete Produkte. Bio-Zuckerrüben gibt es durchaus in der Region, die Verarbeitung erfolgt aber in hochkonzentrierten Prozessen, fast schon monopolistisch. Regio gibt es da nicht, auch kaum Bio. Die Deutsche Zuckerindustrie, bei uns Südzucker, hat sich immer gegen Bio gesträubt. Bio-Zucker ist deshalb in der Regel Zuckerrohrzucker aus Südamerika. Kleine Ansätze, Biozucker zu regionalisieren, gibt es aber mittlerweile. Nicht in meinem 100 Kilometer-Umkreis-Denken. Aber immerhin. Eine Firma in Baden-Württemberg, rebio, sammelt Zuckerrüben aus Baden-Württemberg und Bayern und lässt diese in der Schweiz, nahe der Ländergrenze, verarbeiten. Mehr Regio im Bio ist beim Zucker momentan nicht drin!
Trotz allem: So eine Mieze Schindler-Erdbeermarmelade ist schon der Hammer!!

8. Juli, Tag 19 der Reise
Alle zwei Monate trifft sich der Vorstand des TAGWERK e.V. zur Sitzung. Nachdem das Amt des Vorstands ehrenamtlich ist und für alle doch einen nicht unerheblichen Aufwand mit sich bringt, haben wir uns vor einigen Jahren dazu entschlossen, wenigstens die Sitzungen angenehmer zu gestalten, indem wir mit einer ordentlichen Brotzeit beginnen. Mir ist es dabei stets ein Anliegen, dass das kulinarische Angebot zu einer kleinen bio-regionalen Leistungsschau wird. Auf den Tisch bringen, was unsere Region anzubieten hat: Vom Brot über eine bunte Käse- und Wurstauswahl bis zu den Gewürzgurken, Tomaten- oder Gurkenschnitze. Und alle diese Lebensmittel tragen einen Namen.
Bei der Sitzung heute war alles anders. Die Tagesordnung trat in den Hintergrund, zugegeben ebenso meine Bio-regio-Reise. Denn meine Kolleginnen und Kollegen hatten mit mir heute etwas anderes vor: Es gab ein wunderschönes Überraschungs-Biobuffet von Claudia Häußler anlässlich meiner zwanzigjährigen TAGWERK e.V.-Geschäftsführertätigkeit. Das Buffet war natürlich zu 100% Bio und ich weiß, dass auch das meiste regional ist, was bei Häußlers auf den Tisch kommt. Aber ich habe heute nicht nachgefragt und mir auch bei dem, was ich mir auf den Teller getan habe, keinen Kopf gemacht. Auch das ist Teil meiner Reise und Teil meiner in diesem Fall sehr angenehmen, wohltuenden Inkonsequenz. Ihr werdet es mir nachsehen.

9. Juli, Tag 20 der Reise
Bürotag. Brotzeittag. Wenn wir komplett sind, sind wir im Büro bis zu sieben Personen. Aber so viele kommen selten auf einmal zusammen. Und in Coronazeiten mit viel Homeoffice schon gar nicht. Wir haben eine kleine Küche, in der wir uns meist gegen 13 Uhr zu einer Brotzeit treffen. Meine Kollegin Bea kauft für alle im TAGWERK-Laden ein. In den Anfängen von Corona waren die mittaglichen Zusammenkünfte spärlich und der Kühlschrank fast leer. Mittlerweile kommen wir im Büro wieder häufiger zusammen, natürlich unter Einhaltung der notwendigen Hygienevorschriften: Abstände, Fenster und Türen geöffnet und so weiter. Und so war heute der Tisch nach längerer Zeit wieder reich gedeckt, von hartgekochten Eiern bis Gurkenschnitze, vom Glonntaler bis zum Bauerngeräucherten. Ein Heimspiel in Sachen bio-regional.

10. Juli, Tag 21 der Reise
Heute bleibt die Küche kalt, denn heute … Wenn man Halbwüchsigen einfach 20 Euro in die Hand drückt und sagt, kaufe Brot, dann geht das gerne schief. So geschehen heute, Tatort: Hofpfisterei. Ergebnis: 2 Zweikilolaibe Brot, Lieblingsbrot vom Dritten. Strahlendes Kind, Geld weg, Laibe daheim, Gefriere gerade voll mit Obst. Dann brauchen wir uns heute über das Kochen keine Gedanken machen: Es gibt Brotzeit. Immerhin Hofpfistereibrot kann man regional noch ganz gut vertreten: Das Mehl stammt von der Meyermühle in Landshut, gebacken wird in München. Allerdings kommen die liefernden Bäuerinnen und Bauern nicht aus meinem Zielgebiet, immerhin aber aus Bayern. Für einen halben Laib haben wir im Gefrierschrank gerade so noch Platz gefunden. Den Rest werden wir über das Wochenende schon irgendwie aufessen.

11. Juli, Tag 22 der Reise
Samstag ist Arbeitstag. Diesmal aber nicht Homeoffice, sondern Homegarden. Baustellen gibt es im und ums Haus mehr als genug: Unkraut jäten, Rosen schneiden (au!!), Johannisbeeren und Himbeeren pflücken, das Dach vom Hühnerstall richten, Fassade streichen. Zum Raussaugen im Auto kommen wir wieder nicht. Und auch das Kochen fällt heute hinten runter. Jeder bzw. jede hängt an seinen bzw. ihren Aufgaben, hat keine Lust, sich in die Küche zu stellen. Und so isst jeder bzw. jede so vor sich hin. Ganz einfach Brote. Das macht meine Bio-Regio-Aufgabe heute überschaubar und einfach. Der Kühlschrank gibt Gott sei Dank genug Bio-regionales dafür her.

12. Juli, Tag 23 der Reise
Frische. Das zeichnet den Sommer aus. Es gibt Salate, Gemüse und Obst in Fülle. Ein großes Sortiment aus der Region, vieles kommt auch aus dem eigenen Garten. Und wenn man sich an die Frische hält, dann ist regional nicht so kompliziert und oft unheimlich erfrischend und lecker. Heute gibt es Tortilla-Wraps. Die Wraps sind natürlich nicht gekauft, sondern selber gemacht, mit Regio Weizen- und Maismehl. Dazu Salat, Gurke, Tomate, regionale Sojabohnen (die Regio-Borlottibohnen sind aus), Rinderhackfleisch regio, Sauerrahm regio und eigene getrocknete Chilis. So gut kann der regionale Sommer schmecken.

13. Juli, Tag 24 der Reise
Wenn ich vor der Schule das Frühstück für die Kinder vorbereite, dann mache ich gerne Birchermüsli. Ich kenne es von den Hotelfrühstücken und habe irgendwann beschlossen: Das mache ich auch. Momentan ist natürlich alles anders. Schule findet vorwiegend zu Hause statt. Heute gab es aber wieder einmal richtigen Unterricht in den richtigen Klassenzimmern. Deshalb stehe ich morgens um 7 Uhr in der Küche und will Birchermüsli machen. Ich packe gedanklich mein Rezept aus und mache den Regio-Scan: Haferflocken: das passt, gibt es aus der Region. Diesmal sogar selber geflockt. Die Sahne passt auch. Rosinen scheiden aus (Türkei). Leinsamen ebenso, der kommt im Laden aus Ungarn oder Italien. Äpfel regio ist gerade auch ganz schwierig. Die ersten kommen jetzt aus Südtirol. Unsere Äpfel im Garten brauchen noch eine Weile. Und die letzten eigenen Haselnüsse haben wir im März verbraucht. Agavendicksaft, Ahorsirup oder Honig zum Süßen. Es bleiben: die Haferflocken, die Sahne, der Honig und Himbeeren und die allerletzten Johannisbeeren aus dem Garten. Die Haferflocken im Wasser gekocht, erst die Sahne untergerührt, dann den Honig und die pürierten Früchte. Und siehe da: Das Müsli schmeckt vorzüglich.

14. Juli, Tag 25 der Reise
„Bestes Essen ever“. Auch mal schön, von den Kindern für das Essen so eine Resonanz zu bekommen. Und dabei war es ganz einfach. Und regional. Wieder die Zucchini aus dem Garten, mit Regio-Sonnenblumenöl, Knoblauch (aus dem Garten) und Salz mariniert. Gegrillt. Halbierte Tomaten mit einer Vinaigrette aus Apfelbalsamico, Öl und Honig (alles aus der Region) beträufelt. Auch unter den Grill. Das alles auf Regio-Dinkelhörnle vom Dinkelnudel Moser gepackt. Fertig. Den Holunderbeer-Balsamico vom Biohof Kreitmair habe ich heute weggelassen. Der Betrieb ist zwar super regional, ebenso sein Holunder, und der Balsamico schmeckt super gut. Aber der Blick auf die Zutatenliste verrät: Der Holunder kommt in der Zutatenliste erst auf Platz drei. Damit ist dieser Essig für diese Reise nicht regional genug. Disqualifiziert. Wieder dazu gelernt. Wieder sehe ich: die Regio-Dinge sind nicht ganz so einfach, wie mein erster Blick bzw. mein erster Gedanke meint.
Am Abend freut sich dann meine Frau über das Essen. Nach zwei Bissen schaut sie mich etwas irritiert an und meint: „Irgendwie schmeckt es heute anders.“ Ich sage nur: „Sonnenblume“ (statt Olive).

15. Juli, Tag 26 der Reise
Und was ist, wenn die Zucchinis (weil riesig) durch das Grillen immer noch nicht weggegessen sind? Einfach wieder etwas mit Zucchini machen. Und was? Heute gibt es Zudeln, halb Zucchini, halb Nudeln. Dazu wird eine schöne, lange Zucchini mit einer Reibe in lange Zucchini-Spaghettis gehobelt, die dann, wenn man es geschafft hat (am besten zu zweit: eine hält die Reibe und die Schüssel, der andere zieht die Zucchini darüber), in einer Pfanne angebraten werden. Mit eigenem Knoblauch für die besondere Note. Dazu gibt es Tomatensauce. Diesmal nicht der schnelle Griff zur Flasche mit Tomatenpolpa, sondern Tomatensauce mit Regio-Tomaten selber kochen. Schmeckt super, ist halt etwas aufwändiger. Dazu am besten noch eine Scheibe schönes TAGWERK-Vollkornbrot, da die Zudeln deutlich weniger sättigen als es die richtigen Nudeln täten.

16. Juli, Tag 27 der Reise
Immer noch Zucchini übrig?? Ja, ist das denn die Möglichkeit? Wir hatten uns diesmal mit der Ernte doch etwas sehr viel Zeit gelassen und haben jetzt den Salat, oder vielmehr die Zucchini-Riesen. Aber damit hätten wir ja auch schon die erste Regiozutat für das heutige Mittagessen. Die Zweite sind die Lex‘schen Kartoffeln, noch von der alten Ernte, deren Triebe mittlerweile schon kräftig durch das Netz des Kartoffelsacks wachsen. Frühkartoffeln, auch regional, gibt es ja längst schon zum Kaufen. Die alten sind für eine Zucchini-Kartoffel-Suppe aber noch gut genug. Dazu schneiden wir von den eigenen Zwiebeln noch das Grün hinein und bekommen damit einen grünen Farbtupfer und eine würzige Note. Abgeschmeckt mit TAGWERK-Sauerrahm vom Franz (Hofmolkerei Alztaler). Eine wunderbare, warme Regio-Suppe, passend zu dem gemütlichen (natürlich nur wenn man im trockenen und warmen sitzt!!), nass-kalten Sommertag.
Und weil ich noch gerne etwas Süßes nach der Suppe mag, ich mich an die Schokolade aber nicht traue und mir sonst auch keine regionale Süßigkeit einfällt, gibt es heute Barnhouse Erdbeer-Krunchy. So ganz rein ist mein Gewissen dabei natürlich nicht, wenn auch deutlich reiner als bei der Schocki. Die Erdbeeren im Krunchy sind sicher nicht so regional, wie die Mieze Schindlers, die zu unserer Marmelade wurden. Aber immerhin 64% der Zutaten sind Haferflocken. Und diese kommen zu 100% von Bauern aus einem engen, etwa 50 Kilometer großen Radius um Mühldorf. Ermöglicht durch ein gemeinsames Regio-Projekt von Barnhouse mit den beiden Öko-Modellregionen Mühldorfer Land und Waginger See-Rupertiwinkel und mittlerweile 65 Bäuerinnen und Bauern. Das Getreide der Lieferanten wird bei der PrimaVera Naturkorn-Mühle in der Mühlenstraße in Mühldorf geflockt und dann zu Barnhouse gebracht, nicht einmal drei Kilometer von der Mühle entfernt. Wenn das nicht unterstützenswert ist?! Zum Erdbeer-Krunchy gibt es selber gezapfte Milch von einem Biolandbauern bei uns um die Ecke, rad- und fußläufig erreichbar. Ich lasse mir diesen Nicht-100%-Regio-Nachtisch trotz allem schmecken. Und meine sogar, mit einem kleinen bisschen schlechtem Gewissen schmeckt es noch einen Tick besser.

17. Juli, Tag 28 der Reise
Die Reise nähert sich dem Ende. Das Abschlusswochenende hält noch so manche Herausforderung parat. Heute gibt es Kinder- bzw. vielmehr Jugendlichegeburtstag. Am Morgen zum Geburtstagsständen gibt es einen Kuchen mit 15 Kerzen. Wohlgemerkt einen Zucchinikuchen. Ja, Ihr habt richtig gehört: Die Zucchini war trotz aller kulinarischen Bemühungen immer noch nicht am Ende. Zur Geburtstagsfeier kommen heute, coronagerecht, neun 15- und 14-jährige Mädels zusammen, die ersten gleich nach der Schule. Es gibt Regio-Nudeln mit Regio-Bolognese und für die Vegetarierinnen Veggi-Tomatensauce. Für die Bolognese wird auf das Tomatenmark verzichtet und statt fertiger Tomatenpolpa gibt es wieder eine Sauce aus Regio-Tomaten. Dazu aus dem Garten Zwiebeln, Knoblauch, Thymian und Majoran. Es hat allen gut geschmeckt.
Abends geht es dann italienisch weiter. Es gibt es aus dem, beim Biopizzalehmofenbaukurs beim Brandl Sebastian aus Burdberg gebauten Pizzalehmofen selber gemachte Pizza. Die Hefe ist nicht regional, das Mehl schon und die meisten anderen Zutaten zum Selberbelegen auch: der Käse, die Salami, die Kräuter, die Tomaten, die Paprika, die Zwiebeln, der Knoblauch. Für die jungen Gäste (nicht für mich) gibt es zusätzlich als Zutaten, nicht regional, allein Mais und Pilze.
Normalerweise sind die Kindergeburtstage sehr süßigkeitenlastig. Heute verzichten wir darauf vollständig. Und es geht. Der Süßkram, der als Geschenk mitgebracht wurde, reicht für Spiele wie Topfschlagen völlig aus. So ist dieser Tag für die Jugendlichen überwiegend regional, meiner weitestgehend.

18. Juli, Tag 29 der Reise
Vorletzter Tag der Reise. Jugendlichengeburtstag, Teil 2 mit der Familie. Heute wird gegrillt. Den Regio-Grill vom Söhl Hans hatte ich ja schon vorgestellt. Belegt wird dieser mit marinierten Zucchini (wo die wohl herkommen?) und Bratwürsten. Dazu gibt es Süßen Senf von TAGWERK. Aus den übriggebliebenen Nudeln von gestern wurde Nudelsalat, mit Regio Joghurt und Regio Apfelbalsamico, mit Regio Gurke und Regio Gelbe Rüben.
Zum Nachtisch gibt es noch einmal Kuchen. Statt Russischem Streuselkuchen, ist es diesmal ein Regionaler Streuselkuchen, denn den gepa-Fairtrade-Kakao habe ich weggelassen. Und statt Zitrone kommt eigener Apfelsaft zum Einsatz. Der Kuchen wird dadurch etwas bleicher. Die Teigstreusel, welche auf dem Kuchen eine 15 bilden, sieht man kaum. Alle sind erst einmal etwas überrascht über diesen Auftritt. Aber schmecken tut er dann allen sehr gut.

19. Juli, Tag 30 der Reise
Der Abschlusstag zeigt die große Herausforderung dieser Reise. Zum meinem 20-jährigen TAGWERK-Jubiläum haben mich meine Vorstandskolleginnen und -kollegen zum Frühstück in Fichters Kulturladen eingeladen, Biogastronomie mit Kulturangebot. Und das mit gutem Grund. Denn unter Corona gehören die Gastronomen zu großen, die Gastronomen mit Kultur zu den ganz großen Verlierern. Verantwortung für die Bio-Region heißt, sich auch um diese Betriebe zu kümmern. Und deshalb sind wir dort, in diesen schwierigen Zeiten. Aber 100% Bio-Regional ist in der Gastronomie natürlich nicht so einfach. Das zeigt sich gleich bei der aller ersten Abfrage zum Frühstück: Kaffee? Nein. Kakao? Nein. Gemeinsames Überlegen. Ich nehme dann heiße Milch mit Honig. So ist der Start. Dann lasse ich es aber laufen. Ich beschließe, meinen Frühstücksteller nicht zu seziert, sondern ihn an diesem schönen sonnigen Morgen, bei dem schönen Ambiente mit den netten Menschen an meiner Seite zu genießen. Fast alles ist Bio, vieles aus der Region. Damit lasse ich es dann in meiner Analyse bewenden.

20. Juli, der Tag danach
Was ist mein Fazit nach einem Monat Reise durch die Bio-Regio-Welt? So genau sagen lässt sich das für mich gar nicht. Ich weiß, dass in so einer Reise noch sehr viel mehr Geschichten stecken. Dingen, denen es sich lohnen würde, auf den Grund zu gehen, was aber angesichts der wenigen Zeit meist nur bruchstückhaft möglich ist. Ich bin mir im Klaren, dass eine bio-regionale Ernährung zu 100%, wenn man es genau nimmt, kaum, und wenn doch, dann nur unter größten Anstrengungen möglich ist. 100% habe ich zwar nicht geschafft, mich allergrößtenteils bio-regional zu ernähren aber schon. Und das ist sehr wohl möglich. Besonders im Sommer und Herbst. Allerdings muss ich zugeben, dass unser großer Garten und die regionale Bio-Verbraucher-Erzeugergemeinschaft TAGWERK, die ein großes Sortiment bio-regionaler Lebensmittel in meiner Umgebung anbietet, ein solches Unterfangen sehr erleichtern. Bio-regionale Ernährung heißt: Bewusst einkaufen, in vielen Fällen auf verarbeitete Lebensmittel zu verzichten, selber kochen, auch Dinge, die wir gerne aus Tuben, Gläsern oder Flaschen nehmen. Außer-Haus-Verpflegung ist schwierig, besonders Kantinen, in denen es meist weder Bio noch Regional gibt. Aber auch hier gibt es gute Adressen, die es sehr zu unterstützen lohnt. So geschehen am Abschlusstag.
Nicht verbissen, aber konsequent. Nicht beliebig, sondern mit Augenmaß handeln. Darum geht es letztendlich. Jeden Tag neu.
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