Weltkind eG

Sich gemeinsam zukunftstauglich versorgen

Zwei Menschen vor einem Gebäude

Anna Rheude und Tom Schroer vor dem Weltkind-Laden
© Daniel Delang, Öko-Modellregionen

In Werneck hatte sich zum Beginn der Corona-Pandemie eine Gruppe Menschen zusammengefunden. Sie alle hatten eines gemeinsam: Sie wollten für sich selbst und für die Wernecker eine Möglichkeit schaffen, sich regional-ökologisch zu ernähren, portionsgerecht einzukaufen und wenig bis keinen Verpackungsmüll zu verantworten. Daneben brachten alle viel Engagement und die unterschiedlichsten Qualifikationen mit, unter anderem gibt es einen Finanzprofi, Handwerker*innen und Biolandwirt*innen. Die zehn Gründer entschieden sich sehr schnell für eine Genossenschaft. „Wir haben einen wirtschaftlichen Betrieb, wo wir in der Gastronomie und im Ladenbereich Lebensmittel verkaufen. Ein Verein erschien uns da nicht passend, auch wenn wir alle viel Idealismus mitbringen“, so Maria Oestreicher, die zusammen mit Udo Rumpel im Vorstand der Weltkind eG ist.

Was die Gruppe dann auf die Beine gestellt hat, ist beeindruckend: In einem geschmackvoll renovierten Gebäude befinden sich im Erdgeschoss der Unverpacktladen und das kleine Bistro-Café mit wunderschöner Sonnenterasse aus Massivholz. Daneben eine Ecke zum Lesen und Spielen für Groß und Klein sowie im Obergeschoß der Second-Hand-Laden, der das Konzept abrundet. Reuse, reduce, recycle – Wiederverwenden, weniger verwenden, aufwerten – das ist das Motto und eine effektive Formel für ein anderes Wirtschaften. Es ist ein veränderter und reduzierter Konsum, der hier gelebt wird, genussvoll und selbstverständlich.

Zahlreiche Gäste aller Altersgruppen kommen und essen, kaufen ein, sind neugierig. Dabei sind die Motive, im Weltkind zu einzukaufen so individuell, wie Menschen halt nun mal sind. Einer schwört auf den Käse dort, er findet keinen besseren. Anderen geht es ums Sparen von Verpackungsmüll. Fast allen geht es um eines: die regionalen Lebensmittelerzeuger zu stärken und sich mit dem zu versorgen, was quasi um die Ecke wächst. Für die Biobauern aus der Region eine Wohltat, leiden doch alle seit dem Ukrainekrieg unter Umsatzeinbrüchen durch all jene Verbraucher, die jetzt sparen. Umso wichtiger ist die Gründung der Weltkind eG jetzt zu dieser Zeit, damit sich alle darauf besinnen, wie sehr wir alle auf funktionierende regionale Versorgungskreisläufe angewiesen sind.

Seit April 2022 hat das Weltkind nun geöffnet: Von zehn Gründungsmitgliedern ist die Genossenschaft auf stolze 294 Mitglieder angewachsen und es kommen beinahe täglich welche dazu. Besonders ist auch das Personal: Tom Schroer studiert noch, verantwortet aber den Bereich Gastro und dort insbesondere die Küche. Anna Rheude leitet den Laden. Die gelernte Produktmanagerin hatte wie viele junge Menschen eine Sinnkrise. „Wir haben so viele Probleme, es erschien mir nicht mehr attraktiv, ein Rädchen im Getriebe eines Systems zu sein, das unsere Grundlagen zerstört, sich immer in erster Linie am Profit orientiert - was ich nicht unterstützen möchte. Mit der Arbeit im Weltkind verbinde ich nicht nur Sinn, es ist auch zupackend und direkt: Ich erlebe, was ich geleistet habe, und stehe in direkten Kontakt mit den Kunden, von denen viele, wie ich, Mitglied sind. Das verbindet und stiftet ein ganz anderes Miteinander. Ich erlebe uns hier als Gemeinschaft und bin glücklich, den Berufswechsel als Quereinsteigerin gewagt zu haben.“ Die Freude, die ist hier jedem anzusehen. Einen Beitrag zu einem anderen Wirtschaften zu leisten, macht offenbar glücklich – ob als Verbraucher, Erzeuger oder Macher im Weltkind.

Kontakt:
Julius-Echter-Str. 11
97440 Werneck
09722 94 76 90 6
weltkind-werneck@posteo.de

Öffnungszeiten:
Unverpacktladen und Secondhand:
Mo.–Fr. 09–18, Sa. 09–13 Uhr
Bistro: Mi. u. Fr. 10–22 Uhr,
Do., Sa., So. 10–18 Uhr
Website: https://weltkind.bio/

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Region: Oberes Werntal