Im Zeitalter der Spezialisierung in der Landwirtschaft ist kaum einer so breit aufgestellt wie Franz Obermeyer. Sein Hof ist ein ökologisch arbeitender Vorzeigebetrieb in der Region, er selbst ein wichtiger Gestalter und Vordenker. Der engagierte Demeter-Landwirt produziert Demetermilch für die Milchwerke Berchtesgadener Land auf seinem Grünland und baut außerdem Ackerraritäten an, von denen kaum einer denken würde, dass diese am Voralpenrand überhaupt wachsen können. Schwarze Beluga Linsen, Lichtkornroggen, Purpurweizen, Emmer und Einkorn, Buchweizen, Senf, Leinsamen, Kartoffeln, Braunhirse, Gerste, Nackt-Hafer und Dinkel, um nur einiges zu nennen. Alles sind samenfeste alte Sorten, in biodynamischer Qualität. Damit nicht genug: die Getreide werden weiterverarbeitet zu Bulgur, Dinkel- und Emmerreis, Gries und Mehl.
Franz Obermeyer ist der Geschäftsführer der Demeter Getreide Chiemgau GmbH, einer Erzeugergemeinschaft aus rund 30 Demeter-Landwirten, die ihre Waren an Müller und Bäcker liefern, die rund um die Ökomodell-Region Waginger See-Rupertiwinkel ebenfalls nach dem Grundsatz der kurzen, nachvollziehbaren Wege wirtschaften. Darunter ist die Biobäckerei von Michael Wahlich in Saaldorf-Surheim, die Bäckerei von Markus Huber (jetzt in Altötting), der seit 2019 sein Brotsortiment in Bio produziert, und die Bäckerei von Ernst Wenig in Tengling. Beide haben in Zusammenarbeit mit der Ökomodellregion 2018 (Wenig) beziehungsweise 2019 (Huber) einen Teil ihres Sortimentes biozertifizieren lassen.
Angefangen hat alles mit wenigen Getreidesorten
Obermeyers Produkte finden sich nicht nur in zahlreichen Dorf- und Bioläden der Gegend, sondern auch im weiteren Umkreis. Außerdem bietet er sie in bestimmten Reformhäusern und in einzelnen Lebensmittelmärkten einer großen deutschen Einzelhandelsgruppe an. Ein Ergebnis des Netzwerks zwischen Direktvermarktern und -verarbeitern in der Ökomodellregion ist auch die Zusammenarbeit mit der Chiemgauer Genuss-Manufaktur in Palling.
Seit Jahren liefert der Hof auch an einen Großabnehmer, die Tagwerkgemeinschaft im oberbayerischen Dorfen, einem Zusammenschluss von Verbrauchern und Erzeugern, die sich dem fairen Handel regionaler und ökologischer Produkte verschrieben hat. „Mittlerweile gibt es weit über hundert Tagwerk-Bauern, -Gärtner und -Imker, die nachhaltig und biologisch wirtschaften und somit einen großen Beitrag zum Erhalt unserer Heimat leisten“, freut sich Franz Obermeyer und verweist an das Verpackungslager auf seinem Hof in der Tenglinger Dorfstraße 14, in dem nicht nur er selbst, sondern auch weitere Mitarbeiter damit beschäftigt sind, seine breite Palette an Produkten abzupacken.
Angefangen hat er mit einigen wenigen Getreidesorten, zu denen immer mehr gekommen sind, weil er merkte, dass auf seinen Feldern auch andere Früchte und Getreidesorten gedeihen als die hier sonst üblichen. „Gerade durch die Vielfalt wird es auch interessant für die abnehmenden Betriebe wie etwa die Chiemgauer Genussmanufaktur in Palling“, erzählt Obermeyer. Die Sortenwahl spiele im Biolandbau eine wichtige Rolle. Grundvoraussetzung sei aber, dass ein Fruchtfolgegerüst vorhanden ist und dass man sich regelmäßig mit Sortenwahl und Saatgut beschäftigt. Sein Saatgut stamme zum größten Teil aus eigenem Nachbau. „Natürlich muss ich auch zukaufen.“
Franz Obermeyer war stellvertretender Vorsitzender der Landesvereinigung Ökologischer Landbau und engagiert sich im Demeter-Verband. Zudem setzt er sich für eine verbandsübergreifende Bioinitiative in der Region ein. Franz Obermeyer, der als einer der ersten in der Region auf biologischen Landbau umstellte, hat viele Höhen und Tiefen erlebt und ist anfangs oft spöttisch belächelt worden, er kämpfte also stets an vorderster Front. „Zum Ökolandbau gibt es für mich keine Alternative. Diplomatisch mögen andere sein. Vielleicht braucht es auch Diplomatie“, räumt das Mitglied der Ökomodellregion ein, in dessen Führungsgremium er auch aktiv mitarbeitet. Als Vorstandssprecher fungieren dort der Bürgermeister der Marktgemeinde Waging am See, Matthias Baderhuber, und die Bürgermeisterin von Obermeyers Heimatgemeinde, Stefanie Lang.